Heißer Sommer

Will Regen auf mir spüren.

Stattdessen brennen Salzkristalle auf der Haut.

Von schäumenden Wellen über den gebräunten Körper gespült.

Möwengeschrei unterbricht den Gedanken.

 

Müde Schritte führen durch die krummen, historischen Gassen.

Schatten kleben an den unverputzten Häuserwänden.

Ausgetretene Treppen duften nach Mittelalter.

Der ehrfürchtige Blick nach oben auf die Kirchturmspitze geheftet.

 

Wäscheleinen ducken sich unter den windschiefen Fenstern.

Ab und an erstrahlt eine Blüte im letzten Sonnenwinkel der Gasse.

Prächtige Türen kaschieren verfallenes Gemäuer.

Ein einzelner Stuhl verrät den unvermuteten Bewohner.

 

Alles still im alten Viertel.

Kein Hauch von Lebensfreude oder Leid zu fühlen.

Weder Tränen noch glückliches Liebesstöhnen zu vernehmen.

Nur mit mir allein genieße ich die ungewohnte Fremde.

 

Weiter unten in kleine liebevoll dekorierte Läden flüchten.

Gewürzduft aufnehmen statt stickiger Luft.

Von Eisphantasien verlocken lassen.

Sich an Straßenmusikanten erfreuen.

Kreativer Mode nicht widerstehen können.

 

Zurück am Meer schreien heiße Sohlen leise auf.

Stolze Palmen spotten unbeeindruckt über die tänzelnden Schritte.

Der Schirm, fest in den Sand gebohrt, bleibt die einzige kühle Oase weit und breit.

Jeder Lufthauch gnädig vom Meer gespendet, lässt ein kurzes Aufatmen zu.

 

Nur der alte Maler lacht aus tausend Sonnenfältchen am trockenen Straßenrand.

Einzig sein ausgefranster Strohhut kennt die wahre Geschichte der heißen Sommer.

Getupfte Bilder flimmern farbenfroh den Träumen voraus.

Hätte sie gern alle für daheim und weiß doch, dass sie besser bleiben, da wo sie entstanden.

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