Ein Mädchen träumt

Die Fenster sind weit geöffnet, ein Zauberstab wirbelt glitzernden Feenstaub in den hellen Raum.
Sie sitzt auf der schmalen Fensterbank, dünne Arme umschlingen die angezogenen Knie.
Gedankenverloren bürstet das Mädchen ihre blonden Strähnen.

Kindergetöse dringt vom Park herüber.
Magisch werden ihre Augen von den bunten Bildern der Bleiglasfenster angezogen.
Kreisen bis zur Decke hoch und malen sie mit ihren Zukunftsphantasien aus.

Plakatierte Wände bleiben undurchdringlich.
Nur schwach erinnern sie an aufregende Kindheitsillusionen.
Jetzt beginnt der Tag für neue Aufbrüche.

Nicht mehr Kind sein wollen.
Beim Ausatmen nur noch eigene Wege frei hauchen.
Denen zuhören, die gleiche Glückseligkeit empfinden.

Den Blick erneut in den bemalten Glasfenstern verlieren.
Die die Geschichten von Liebe und Verlangen erzählen.
Den Stift nehmen, unbefangen alles Erträumte für immer festhalten.

Wie wichtig ist es, sich zu verstehen, von anderen verstanden zu werden?
Zurück im Raum, dreht sie sich zierlich im leichten Kleid vor ihrem treuen Freund, dem Spiegel.
Nur sich selbst betrachtend, gelingt die innere Befreiung.

Sterne regnen vom Himmel.
Überfluten ihre zarten Hände.
Ach könnte sie doch einfach nur weiter träumen.

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